Zu den Charakteren
Alle Figuren des Romans "Homo Faber" lernt der Leser nur durch den Ich-Erzähler Walter Faber kennen. Deshalb ist es umso wichtiger sich zu Beginn mit Walter Fabers Eigenheiten und inneren Konflikten auseinander zu setzen, denn diese haben natürlich einen großen Einfluss auf die Art wie er Menschen wahrnimmt (und damit auch der Leser die Person kennenlernt). Erst nach genauerer Betrachtung seiner Psyche kann man sich mit den restlichen Hauptfiguren des Buchs, Elisabeth, Ivy und Hanna Piper, sowie Herbert und Marcel Hencke beschäftigen.
Charaktere in Homo Faber
Walter Faber
- Ist die Hauptfigur des Romans.
- Ingenieur von Beruf, geprägt durch Rationalität und Technikgläubigkeit.
- Interessiert sich wenig für menschliche Beziehungen und emotionale Bindungen.
- Lehnt Gefühle und das Schicksal ab, glaubt an Zufall und Logik.
- Durchlebt eine innere Wandlung im Verlauf der Handlung.
Hanna Piper
- Ehemalige Geliebte von Walter Faber aus Studienzeiten.
- Mutter von Elisabeth (Sabeth).
- Lebt in Athen, Griechenland.
- Hat Walter Faber mehr als 20 Jahre lang nicht gesehen.
- Selbstbewusste und unabhängige Künstlerin.
Elisabeth Piper (Sabeth)
- Tochter von Hanna und, wie sich herausstellt, von Walter Faber.
- Wird von Walter liebevoll "Sabeth" genannt.
- Jung, attraktiv, lebensfroh und neugierig.
- Studiert Archäologie und liebt die Kunst und Kultur.
- Unwissend über die wahre Identität ihres Vaters.
- Entwickelt eine romantische Beziehung zu Walter Faber.
Ivy
- Geliebte von Walter Faber in New York, verheiratet mit einem anderen Mann.
- Klammert und engt Walter Faber emotional ein.
- Ignoriert die Trennung per Brief und will die Beziehung nicht beenden.
- Symbolisiert die Oberflächlichkeit von Fabers Beziehungen.
Joachim Hencke
- Ehemaliger bester Freund und Studienkollege von Walter Faber.
- War kurzzeitig mit Hanna Piper verheiratet.
- Zieht sich auf eine Tabakplantage in Guatemala zurück.
- Erhängt sich aufgrund persönlicher und beruflicher Misserfolge.
- Sein Schicksal regt Walter Faber zum Nachdenken über das eigene Leben an.
Herbert Hencke
- Bruder von Joachim Hencke.
- Glaubt an die Zukunft der deutschen Zigarre und versucht das Unternehmen seines Bruders zu retten.
- Begleitet Walter Faber auf der Suche nach Joachim.
- Verkörperung des erfolglosen Idealismus.
Marcel
- Französischer Anthropologe und Hobby-Archäologe.
- Trifft Walter Faber und Sabeth auf ihrer Reise.
- Begleitet sie teilweise und teilt sein Wissen über Kultur und Geschichte.
- Kontrastiert Fabers technische Sichtweise mit humanistischer Bildung.
Professor O.
- Arzt, der Walter Faber im Krankenhaus behandelt.
- Stellt bei ihm eine schwere Erkrankung fest.
- Ermöglicht Faber, über seine Gesundheit und Sterblichkeit nachzudenken.
Angela
- Freundin von Sabeth.
- Trifft Walter Faber auf der gemeinsamen Reise.
- Repräsentiert die Jugend und Unbeschwertheit.
Herr von Kurt
- Ein älterer deutscher Emigrant, den Faber auf seiner Reise trifft.
- Teilt philosophische Gedanken mit Walter Faber.
- Regt Faber zum Nachdenken über seine eigene Identität an.
Weitere Informationen zu den Charakteren
Die Figuren in "Homo Faber" sind komplex und tragen wesentlich zur Entwicklung der Handlung und der zentralen Themen bei. Walter Fabers Begegnungen mit diesen Menschen führen ihn dazu, seine eigenen Überzeugungen und Lebensweisen zu hinterfragen.
Walter Faber steht im Zentrum des Romans und verkörpert den modernen, technikgläubigen Menschen, der versucht, sein Leben ausschließlich durch Rationalität zu steuern. Seine Beziehungen zu anderen Charakteren, insbesondere zu Sabeth und Hanna, zwingen ihn jedoch, sich mit Emotionen, Schicksal und den Unwägbarkeiten des Lebens auseinanderzusetzen.
Hanna Piper repräsentiert eine Verbindung zur Vergangenheit und zu den Entscheidungen, die Faber einst getroffen hat. Ihre unabhängige und künstlerische Natur steht im Kontrast zu Fabers rationaler Weltanschauung.
Elisabeth "Sabeth" Piper ist eine Schlüsselfigur, deren Beziehung zu Faber zentrale ethische und moralische Fragen aufwirft. Ihre Unwissenheit über ihre Abstammung und die sich entwickelnde Beziehung zu Faber führen zu tragischen Konsequenzen.
Die Nebenfiguren wie Ivy, Joachim, Herbert und Marcel dienen dazu, verschiedene Aspekte von Fabers Charakter zu beleuchten und die Themen des Romans zu vertiefen. Sie spiegeln unterschiedliche Lebensweisen und Philosophien wider, die Faber auf seiner Reise beeinflussen.
Thematische Bedeutung der Charaktere
Jeder Charakter in "Homo Faber" trägt dazu bei, die zentralen Themen des Romans zu erforschen:
- Schicksal vs. Zufall: Die Begegnungen mit Sabeth und Hanna stellen Fabers Glauben an den Zufall in Frage und deuten auf eine vorbestimmte Fügung hin.
- Technik vs. Natur: Fabers technikzentrierte Sichtweise wird durch die Naturverbundenheit von Sabeth und anderen Charakteren herausgefordert.
- Identität und Selbstfindung: Die Beziehungen zu den anderen Figuren zwingen Faber, seine eigene Identität und seine Lebensentscheidungen zu reflektieren.
- Kommunikation und Isolation: Fabers Unfähigkeit, echte Verbindungen herzustellen, führt zu seiner inneren Isolation und entfremdet ihn von anderen.
Schlussbemerkung
Die Charaktere in "Homo Faber" sind mehr als nur Nebenfiguren; sie sind essentielle Bestandteile der narrativen Struktur und tragen zur Tiefgründigkeit des Romans bei. Durch die Interaktionen und Beziehungen zwischen ihnen und Walter Faber werden die philosophischen und ethischen Fragen, die Max Frisch aufwirft, lebendig und greifbar gemacht.
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